Das Eisenwalzwerk (Moderne Zyklopen)
Auteur : MENZEL Adolf Friedrich Erdmann von
Lieu de conservation : Alte Nationalgalerie (Berlin)
site web
H. : 158 cm
L. : 254 cm
Öl auf Leinwand.
Domaine : Peintures
© BPK, Berlin, Dist RMN - Grand Palais - Klaus Göken
A I 201
Die Eisen- uns Stahlindustrie in Deutschland
Date de publication : Mars 2016
Auteur : Alexandre SUMPF
Die Eisen- uns Stahlindustrie in Deutschland
Die Eisen- uns Stahlindustrie in Deutschland
Die zweite industrielle Revolution in Europa
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war Deutschland zweifelsohne die größte Industrienation Europas. Seit dem 18. Januar 1871 und nach dem Sieg über das Zweite Kaiserreich eines niedergehenden Napoleon III. war das Land unter der Vorherrschaft der preußischen Monarchie wieder vereint. Frankreich, insbesondere aber Großbritannien hatten ihre erste industrielle Revolution bereits Ende des 18. Jahrhunderts eingeleitet und standen Mitte des 19. Jahrhunderts am Anfang ihrer zweiten industriellen Revolution. Die Stärke Deutschlands lag zu diesem Zeitpunkt sowohl im Überfluss seiner Kohle- und Eisenerzreserven in Schlesien und im Ruhrgebiet, als auch in den Initiativen großer Industrieller wie Krupp (Eisen- und Stahlindustrie) oder Borsig (Dampfmaschinen). Die rasante Modernisierung des Landes kommt dem Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens zu Gute und wirkt sich auch auf die deutsche Geburtenrate positiv aus. Sie zieht vor Allem die grundlegende Veränderung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Millionen von Männern und Frauen nach sich, die massenweise vom Land in die Städte strömend in Fabriken anheuern und sich in den Vororten der Großstädte zusammendrängen.
Im Herzen der Schmiede
Genau zu diesem Zeitpunkt wird auch Adolf Menzel (1815-1905) - in den Jahren um 1840 ein Meister der Gravurkunst - als Illustrator bekannt. Als bald wird er von Preußen und dem Reich geschätzt, erhält zahlreiche Auszeichnungen und Aufträge für Ölgemälde. Das Eisenwalzwerk ist zu Recht eines seiner bemerkenswertesten Werke. Trotz der scheinbaren Konfusion einer ins Halbdunkel getauchten Szene, zeichnet sich die Komposition in Realität durch ihre durchaus rigorose Ordnung aus. Horizontale und vertikale Linien strukturieren das Gesamtbild und begrenzen so die jeweiligen Szenen mit dem Ziel, deren Verständnis zu erleichtern. Die Rundung des großen Mühlrads im Fluchtpunkt wird bei den kleineren Rädern rechts im Bild übernommen, die weit geöffnete Zange wird vor Allem durch die Arme der Schmiede im Vordergrund reflektiert. Das Echo dieser Form suggeriert eine mechanische, eintönige Umdrehungsbewegung, der sich die Arbeiter beugen und die zur allgemeinen Dynamik der Szene beiträgt. Der Mittelpunkt des Gemäldes, das geschmolzene, flüssige Metall scheint alle anzuziehen, die sich mit seiner Bearbeitung befassen. Die restliche Szene, in dunkle Nuancen getaucht, zeigt Personen, die der Aktion selbst den Rücken kehren und sich mit anderen Dingen beschäftigen. Die Sorge ums Details geht ins Extreme: Werkzeuge, Kostüme, Gesten, sogar Emotionen scheinen wie aus dem Leben gegriffen.
Maschinen im Dienste des Menschen, oder der Mensch als Sklave der Maschinen?
Ein ausgeprägter Naturalismus zieht den Betrachter magisch in den Bann der Aktion: Wenn das Auge nur an der zentralen Szene festhalten würde und man der mythologischen Metapher nachginge, so könnte man eine Gruppe von Feuer und Metall bezwingenden Schmiedegöttern erkennen - moderne Riesen, welche die Industrie und die Macht Deutschlands formen. Menzels Untertitel vermittelt jedoch, dass auch die scheinbar nebensächlichen Teile des Werks von Bedeutung sind. Vom Feuer geblendet und dazu verdammt, in einer Höhle zu hausen, wo sich Luftmangel, Schmutz und Hitze paaren, sind die Arbeiter an ihre Maschine gekettet. Es gibt keine Möglichkeit, den Maschinen zu entkommen. Symbolisch gefangen durch vertikale Metallstangen, die an Gitterstangen eines Verlieses erinnern, sind sie sogar gezwungen, ihre Mahlzeit vor Ort einzunehmen. Sie scheinen abgearbeitet, ausgelaugt, von Maschinen, Arbeitsrhythmus, langem Arbeitstag, Last und Gleichförmigkeit der Arbeit entmenschlicht. Ohne Zweifel ist dies der Preis, den die herrliche deutsche industrielle Revolution dem Menschen abverlangt und den Menzel hier zelebriert, indem er beiläufig die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter der Neuzeit aufzeigt.
Jacques DROZ, L'Allemagne, Band 1: La formation de l'unité allemande 1789-1871, Paris, Hatier, 1970, rééd. 2003.Michel HAU, Un siècle d’histoire industrielle en Allemagne. Industrialisation et société (1890-1970), Paris, SEDES, 1998.Menzel, 1815-1905 « La névrose du vrai », Exposition au musée d’Orsay, Paris, 15 avril-28 juillet 1996, catalogue rédigé sous la direction de Claude Keisch et Marie Ursula Riemann-Reyher.
Alexandre SUMPF, « Die Eisen- uns Stahlindustrie in Deutschland », Histoire par l'image [en ligne], consulté le 14/10/2024. URL : https://histoire-image.org/node/6786
Lien à été copié
Découvrez nos études
Frankreich, Deutschland – zwei Universitätsmodelle
Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts werden in Frankreich und Preußen zwei…
Bismarck, der eiserne Kanzler
„Unter dem Zweiten Kaiserreich war Kladderadatsch [1] von Napoleon III. besessen. Wir leiden bezüglich Bismarck, mit Recht oder…
Verdun
Da sich die militärische Lage Deutschlands bis Ende 1915 stark verbessert hatte, beschließt General von Falkenhayn, die Überlegenheit der…
Die Eisen- uns Stahlindustrie in Deutschland
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war Deutschland zweifelsohne die größte Industrienation…
Rückkehr zur Natur
Der ab dem 18.Jh. vorherrschende Traum einer „Rückkehr zur Natur“ führt um 1800…
Karikatur und Propaganda
In Frankreich erlebt das Blatt Charivari im Jahre 1848 nach der Februarrevolution und dank der Abschaffung der Zensur…
Der Friedhof von Saint-Privat
Der am 19. Juli 1870 erklärte Deutsch-Französische Krieg findet in zwei Phasen statt: Die erste unter der Heeresleitung von Napoleon III. bis zur…
Das Wagnersche Genie
Wagner hat die Malerei offensichtlich nicht sehr geschätzt. Sie ließ ihn „im Grunde vollkommen kalt…
Napoleons Einzug in Berlin
Während sich im Laufe des Jahres 1806 die vierte Koalition zwischen Preußen, dem Kurfürstentum Sachsen und Russland…
Der Völkerfrühling in Deutschland
Im März 1848 entflammt der europäische Kontinent von Wien bis Venedig, über Prag und Berlin aufs Neue: Der…
Ajouter un commentaire
Mentions d’information prioritaires RGPD
Vos données sont sont destinées à la RmnGP, qui en est le responsable de traitement. Elles sont recueillies pour traiter votre demande. Les données obligatoires vous sont signalées sur le formulaire par astérisque. L’accès aux données est strictement limité aux collaborateurs de la RmnGP en charge du traitement de votre demande. Conformément au Règlement européen n°2016/679/UE du 27 avril 2016 sur la protection des données personnelles et à la loi « informatique et libertés » du 6 janvier 1978 modifiée, vous bénéficiez d’un droit d’accès, de rectification, d’effacement, de portabilité et de limitation du traitement des donnés vous concernant ainsi que du droit de communiquer des directives sur le sort de vos données après votre mort. Vous avez également la possibilité de vous opposer au traitement des données vous concernant. Vous pouvez, exercer vos droits en contactant notre Délégué à la protection des données (DPO) au moyen de notre formulaire en ligne ( https://www.grandpalais.fr/fr/form/rgpd) ou par e-mail à l’adresse suivante : dpo@rmngp.fr. Pour en savoir plus, nous vous invitons à consulter notre politique de protection des données disponible ici en copiant et en collant ce lien : https://www.grandpalais.fr/fr/politique-de-protection-des-donnees-caractere-personnel